Der Moorschutzhof und die Schäferei
Die Keimzelle für den aktiven Naturschutz im Moor
- Schäferei
- Beweidungsplan
Durch den Erwerb eines nicht mehr genutzten Schafstalls am südlichen Rand des NSG “Großes Torfmoor” im Jahre 1998 hat der NABU mit finanzieller Unterstützung der NRW-Stiftung und Sponsoren die Voraussetzung geschaffen, hier die Tradition der Moorbeweidung durch Schafe wieder aufleben zu lassen.
Schäferei
In mühevoller Eigenarbeit haben die NABU-Mitarbeiter den alten, seit Jahren stillgelegten Stall und die Hof – und Freiflächen in den darauf folgenden Jahren wieder instandgesetzt. Insgesamt waren dafür über 2500 Arbeitsstunden notwendig. Dazu gehörten nicht Reparaturen am Gebäude selbst, auch die umliegenden Wiesen und Wege bedurften der Sanierung.






Im Rahmen der Arbeiten wurde die Gelegenheit genutzt, Nistmöglichkeiten für verschiedene Vogelarten, z. B. für Schleiereule, Turmfalke, Rotschwanz, Haussperling und Rauch- und Mehlchwalbe im Gebäude zu schaffen. Im Jahr 2002 entstand im Rahmen eines Schulprojektes eine Insektenwand. Ein Starenhaus mit 36 Plätzen wurde im Norden des Gebäudes aufgestellt und ein Storchennest auf dem Gelände errichtet. Hier ist 2011 eine Storchenbrut zu verzeichnen.




Bereits während der Bauarbeiten war der NABU auf der Suche nach einem Schäfer, der bereit war, sich der Herausforderung der Moorbeweidung mit Moorschnucken zu stellen. Nach zwei Jahren war es dann soweit: der Schafstall war soweit hergestellt, ein Schäfer gefunden und die ersten Moorschnucken konnten einziehen. Das Ziel, für die Moorpflege eine Herde von rund 1000 Moor-schnucken zu halten, ist erreicht. Nachdem der Schäfereibetrieb erfolgreich angelaufen war, konnte mit Hilfe von öffentlichen Geldern des Kreises und des Landes NRW die Erweiterung des Schäfereikomplexes beginnen. Direkt neben dem Stall entstand 2001 eine Remise.

Sie dient zur Lagerung von Raufutter für die Schafe und zur Unterstellung landwirtschaftlicher Maschinen. Das Winterfutter für die Schafe wird auf den Weideflächen im NSG durch ein- oder zweischürige Mahd gewonnen. Der NABU hat in der Remise der Schäferei ebenfalls einen Betriebshof zur Unterbringung diverser Maschinen zur Landschaftspflege und zur Lagerhaltung verschiedener Materialien für den Artenschutz, sowie eine Werkstatt untergebracht.
Beweidungsplan
Die Moorschnucken sollen dazu beitragen, die Pflege des Moores und seiner Randzonen durch Verbiss des Aufwuchses auf schonende Art und Weise zu gewährleisten. Das Offenhalten eines baumfreien Hochmoores wird durch die Schafe sehr erleichtert. Neben den verschiedenen Renaturierungs- und Pflegemaßnahmen spielt die Beweidung eine wichtige Rolle bei der Erhaltung und Entwicklung des Moores. Entscheidend für den Erfolg ist dabei eine entsprechend große Herde und die gezielte Führung durch einen ausgebildeten Schäfer, der die Herde mit seinen Hunden ganzjährig nach Beweidungsplänen hütet. Die Grundlage für den Beweidungsplan ist ein Beweidungskonzept, in dem die Rahmenbedingungen und Pflegeziele definiert werden. Das Beweidungsgebiet, die Herdengröße und die jahreszeitlich bedingten Beweidungsschwerpunkte werden festgelegt. Mögliche Futterengpässe und die Flächen zur Winterfuttergewinnung werden ermittelt. Das Beweidungsgebiet wird in Teilbereiche eingeteilt, in deren Nähe Pferchflächen festgelegt werden. Triftwege und Hütegänge werden dargestellt. Ferner wird ein Maßnahmenkatalog erstellt, der die Infrastruktur zur Schafbeweidung verbessern und Gefahrenquellen aufzeigen soll. Auf diesen Grundlagen wird jedes Jahr ein neuer Beweidungsplan erstellt. Dieser dient dem Schäfer als Handlungsgrundlage bei der Umsetzung der Naturschutzziele. So werden die Beweidungsprioritäten jeweils nur für ein Jahr festgelegt. Es wird dabei zwischen beweidungsrelevanten Vegetationseinheiten und Ausschlussflächen unterschieden, die z.B. aus faunistischen Artenschutzgründen nicht oder nur bedingt beweidet werden dürfen. Bei der Erstellung des Plans werden auch die im jeweils vorangegangenen Winterhalbjahr durchgeführten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen berücksichtigt und Erfahrungen aus dem Vorjahr mit einbezogen.
Moorschnucke
Die Herkunft der Moorschnucke lässt sich nicht mehr völlig rekonstruieren, geht aber im wesentlichen auf das Mufflon, das europäische Wildschaf, zurück. Seit Jahrhunderten sind sie in Nord- und Nordwestdeutschland heimisch und charakteristisch für diese Landschaft. Moorschnucken sind genügsam, widerstandsfähig, verbissfreudig und an die besonderen Verhältnisse in der feuchten Moor- und Heidelandschaft bestens angepasst.

Ihre „Wildheit“ und ihr Bewegungsdrang verlangen täglichen Austrieb, der auch bei Regen und im strengen Winter nicht ausbleiben darf. Während der Ruhephasen der Schafe wie z.B. nachts wird der Stall aufgesucht. Dadurch wird der Nährstoffeintrag im Moor auf ein Minimum begrenzt. Der wertvolle Dünger aus dem Stall kann auf den Feldern genutzt werden.

Die weiße hornlose Heidschnucke gehört zu den drei ältesten und kleinsten Landschafrassen. Den Namen Moorschnucke verdankt sie der Tatsache, dass sie speziell für den Einsatz im Moor gezüchtet wurde. Sie ist mit der Heidschnucke aus der Lüneburger Heide, die anspruchsvoller und schwerer ist verwandt. Wegen ihrer geringen Wirtschaftlichkeit waren die Moorschnucken bereits vom Aussterben bedroht. In den 70er Jahren war ihr Bestand auf nur 280 Tiere in ganz Deutschland geschrumpft.Naturschützer erkannten gerade noch rechtzeitig den Wert dieser Tiere zur Erhaltung der Moor- und Heidelandschaften. Vermehrte Bemühungen zur Erhaltung der Rasse führten ab etwa 1985 zu einem steten Anwachsen des Bestandes, wodurch die Moorschnucke als alte Nutztierrasse erhalten blieb. Nur die Moorschnucke eignet sich zur Hochmoorbeweidung, da andere Schafrassen auf den nassen Hochmoorflächen nicht existieren könnten. Von ihr werden die bitter schmeckenden Jungtriebe der Weißbirke im größeren Umfang gefressen, auch Besenheide, Bentgras, Wollgras und Seggen stehen auf ihrem Speiseplan. Verschiedene Rohfasern und andere Stoffe, die die Moorschnucke benötigt, finden sich nur in der Moorvegetation. Aus diesem Grund vertragen die Moorschnucken gute Weiden auf Dauer nicht. Zur Stallfütterung reichen Heu und Stroh – Kraftfutter ist überflüssig, eher sogar schädlich. Dadurch wird die Aufnahme von Düngemitteln, wie sie zum Teil im Kraftfutter zu finden sind verhindert. Aufgrund der Hütehaltung auf dem Hochmoor spielen auch Krankheiten praktisch keine Rolle.